Namensgebung
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Namensgebung

Namensgebungsfest am 22.05.2008
Das OSZ Handel II erhielt am 22.05.2008 in einer feierlichen Festveranstaltung den Namen „Oscar‑Tietz-Schule“.


Informationen zu Oscar Tietz:

- geb.18.04.1858 in Birnbaum, gest. 17.01.1923
- stammt aus einer jüdischen Händlerfamilie
- begann mit 13 Jahren eine Lehre bei einem Onkel in Prenzlau, erlernte Buchhaltung und eignete sich umfassendes warenkundliches Wissen an
- las viel, u.a. Heinrich Heine, Werke des Ökonomen Schultze- Delitzsch, Marx, Engels, Bebel
- nach der Lehrzeit begann er als selbständiger Kaufmann zu arbeiten; eröffnete 1882 in Gera eine Art Textilkaufhaus, in dem er (damals war das revolutionär) nicht mehr nur mit einer, sondern mit mehreren Warengruppen handelte; die Preise waren extrem niedrig kalkuliert, Kunden konnten alles in Ruhe ansehen, mussten aber nicht kaufen, alle Preise wurden erkennbar ausgezeichnet, das Feilschen schaffte er ab, ebenfalls die damals gängige Praxis „des Anschreibens“, sicherte damit seine Liquidität
- 1888: Eröffnung eines Ladens in München, am Stachus, Zusammenarbeit mit seinem Onkel Hermann Tietz
- Tietz kaufte Markenware ohne Herstelleretiketten günstig ein, die Ware fand reißenden Absatz
- zahlte seinen Mitarbeitern ein höheres Wohnungs- und Verpflegungsgeld, führte die Sonntagsruhe ein
- 1894: Eröffnung des ersten Warenhauses der Firma „Hermann Tietz“ in München mit 5 Etagen und 11 Abteilungen – großer Erfolg
- Reisen nach London und Paris zum Erfahrungsaustausch und zur Weiterbildung
- 1896: Eröffnung eines Warenhauses in Hamburg
- 1900: Eröffnung eines Warenhauses in der Leipziger Straße in Berlin (Waren, Erfrischungsraum als Restaurant, Kaffee- und Eisdiele, Kraftfahrzeugfuhrpark, moderne Architektur, helle, hohe Räume), später auch Häuser am Alexanderplatz und in der Frankfurter Allee
- setzte sich aktiv für eine Zusammenarbeit der großen Warenhausbetreiber und für die Gründung eines Verbandes ein (Vorläufer der heutigen Einzelhandelsverbände)
- handelte weit vor der Definition einer sozialen Marktwirtschaft verantwortungsvoll und auf einen Interessenausgleich mit seinen Arbeitern und Angestellten bedacht
- investierte in drei eigene Berufsschulen in der bis heute gültigen Erkenntnis, dass qualifizierte und motivierte Beschäftigte das wichtigste Erfolgskriterium im Handel sind. (diese fanden später auch staatliche Anerkennung)
- Einführung einer Pensionskasse
- Setzte auf aktive Einbeziehung seiner Mitarbeiter in die Entwicklung seines Unternehmens und richtete im Unternehmen eine „Konferenz“ ein; Gremium tagte monatlich unter seiner Leitung, 26 Belegschaftsmitglieder (in geheimer Wahl nach Berufsgruppen gewählt), alle Geschäftsführer und deren Stellvertreter wurden so regelmäßig über den Geschäftsverlauf und anstehende Veränderungen informiert, konnten Probleme ansprechen und eigene Vorschläge einbringen


Quelle:
Busch-Petersen, Nils: Oscar Tietz, von Birnbaum / Provinz Posen zum Warenhauskönig von Berlin, Teetz, 2004

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